Zwei Decken aus Worten

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Liebe auf den ersten Blick gibt es nicht allein bei Menschen. Als ich Zuhause kann überall sein sah, war es um mich geschehen. Manchmal kaufe ich Bücher nur nach Titel und Cover und gebe mir das Vergnügen der Überraschung. Bei diesem Buch jedoch WUSSTE ich einfach sofort, dass es gut ist.

Momentan sind die Medien voll von Flüchtlingsberichten. Mich wundert es ein wenig, denn das Thema Flucht ist ja nicht völlig neu. Meine Oma musste mit drei kleinen Kindern aus ihrer Heimat Ostpreußen vor dem Krieg flüchten und fast alles zurücklassen. Noch heute steht das Geburtshaus meines Vaters in einem Ort, der nach meiner Familie benannt ist. Solange man mit Waffenlieferungen Kriege unterstützt, wird man Menschen zur Flucht zwingen.

Wenn man um sein Leben und das seiner Kinder fürchten muss, weil in der eigenen Heimat Krieg herrscht, ist das wohl kein leichtes Thema für ein Bilderbuch. Und doch fühlt man sich unwahrscheinlich leicht, wenn man Zuhause kann überall sein liest. Leicht und frei und von Poesie umwoben.

Zu Hause kuschelte ich mich in eine Decke aus meinen eigenen Worten und Geräuschen. Ich nannte sie meine alte Decke.

Meine alte Decke war warm. Sie war weich und deckte mich ganz zu. In ihr fühlte ich mich sicher. Manchmal mochte ich gar nicht mehr hinausgehen, sondern einfach für immer unter meiner alten Decke bleiben.

Das Gefühl, alles um einen herum als fremd wahrzunehmen und nicht mehr man selbst zu sein, kann man auch unabhängig von der Flucht in die Fremde haben. Ja, es ist sogar möglich, ohne dass man die eigenen vier Wände verlässt. Das ist wohl auch der Grund, warum man unabhängig von Herkunft und persönlichem Hintergrund so mit der Geschichte mitfühlen kann.

Freya Blackwoods Illustrationen sind einfach traumhaft schön! Das Interview mit Irena Kobald ist auch sehr sehenswert.

Diese Geschichte ist etwas ganz, ganz Besonderes und ich finde, jedes Kind und jeder Erwachsene sollte mindestens zwei Decken aus Worten haben.


Kommentare

Eine Antwort zu „Zwei Decken aus Worten“

  1. […] zweite Vorstellung war dann ein Kinderbuch und zwar Zuhause kann überall sein. Ich habe ja bereits darüber geschrieben, was für eine Poesie in Wort und Bild dieses Bilderbuch […]

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